Jale Maria Gönenc

Künstlerische Pädagogik (Idee der fächerübergreifenden Arbeit)

„ … die Schönheit, die Intelligenz und der Nutzen liegen nicht allein in den Worten, sondern in dem, was die Worte verbergen, in den Augenblicken des Schweigens, den Intervallen, dem Unausgesprochenen, der unsichtbaren Harmonie.“    Jaques Lusseyran

Grundlegende Ausrichtung meiner Arbeit als tänzerische Schauspielerin, Choreografin, Pädagogin und Theaterregisseurin ist die Frage nach dem Menschen und seiner Potenziale. Die Freiheit, sein Leben zu gestalten, Teilnehmer an seinem Selbst zu werden und sich selbst zu erkennen, dieser Prozess fasziniert mich. Und ich wünsche mir immer wieder neu dieses mit anderen über meine Arbeit zu teilen, darüber Zusammenarbeit entstehen zu lassen.

Meine künstlerische Ausrichtung beziehe ich aus dem kompositorischen, architektonischen und musikalischen Moment, der mich dazu befähigt mein Handwerk auszuüben, immer wieder neu zu betrachten und zu vervollkommnen.

Den künstlerisch-forschenden, fächerübergreifenden Unterricht liebe ich. Der Unterricht, der im Menschen Gemüt voraussetzt, von ihm ausgeht und den Menschen mit den Inhalten des Gemüts (z.B. Vertrauen-Misstrauen, Liebe-Hass) anspricht. Indem ich unterrichte, bin ich auf der Suche nach dem Verständnis der Gesetzmässigkeiten der Bewegung, den Berührungspunkten, der aufmerksamen Kommunikation. Indem ich unterrichte, entdecke ich das Reich der unsichtbaren Sprache, die allem vorausgeht. Ich widme ihren musikalischen Gesetzen, die sich zugleich (analog) im Sichtbaren zeigen, meine ganze Aufmerksamkeit. Ich merke, dass Sprache mehr ist als Worte zu sprechen, dass sie ein Gefüge ist, das entdeckt werden will. Indem ich unterrichte, forsche ich nach der Verbindung, dem Bogen zwischen Bewegung, Text, Raum, Körper und Requisite.

Meine Liebe gilt dieser künstlerischen Vermittlungsarbeit. Sie ermöglicht es dem Lernenden (Bereitwilligen) Einblicke, neues Kennenlernen und Vertiefung des schauspielerischen Handwerks zu erlangen. Indem erfahren werden kann, dass das Handwerk und der Umgang mit ihm schon selbst Musikalität und Poesie in sich bergen und es zu lernen gilt, dieses im Entstehen zuzulassen, kann dieses zum Geheimnis der Grazie (des Menschen) führen, freilich ohne sie zu erklären. Mein Spiel zielt darauf ab, dieses wahrnehmbare Geheimnis zu wahren.

Wie entstehen der vorgefertigte Text, die vorgefertigte Bewegung, der vorgefertigte Raum im Moment des Spiels? Wie bin ich als Mensch dabei? Wie entsteht Entstehen? Wie wird alles (Raum, Bewegung, Text u.ä.) im Moment sprechend - lebendiges Gespräch?

Collage
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