Jale Maria Gönenc

Kernpunkt

„ … Mit der imaginären Ebene hat der phantasielose Erwachsene die grössten Probleme, die es für das Kind nicht gibt. Das Kind kann auf die imaginäre Ebene einsteigen, es kann die äussere Realität zeitweise vergessen, aber es verwechselt die beiden Ebenen nie. Nur der Erwachsene meint, man müsse das Kind davor bewahren, die Ebene zu verwechseln, weil er selbst die andere Wirklichkeit der Phantasie gar nicht mehr versteht … “   Michael Ende

Ausgangspunkt meiner Theaterarbeit sind alte Fragen, die ich immer wieder neu stelle: Wo komme ich her? (Woher) Wo will ich hin? (Wohin) Wie hängen Mensch und Sprachwerdung zusammen? Wie entsteht dialogisch, künstlerisches Spiel? Wie entsteht Entstehen?

Grundlage meines theatralischen Schaffens ist das Forschen am gemeinsamen, vielschichtigen, musikalischen Knotenpunkt zwischen Wort, Ort und den Gesten der Bewegung. Die Entwicklung inwendig gewusster Bewegungen, die sich analog im Raum ausdrücken, interessiert mich im Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure, Spezialisten und Theaterkünstler miteinander.

Ungeachtet des Zeitgeistes möchte ich, dass Theater zeigt, was dem Menschen möglich ist, sein Zuhause, sein wahrgenommenes Geheimnis, möchte ich, dass das Spiel umfassend sprechend wird. Dieses geschieht auf dem Urgrund wortloser Tiefe, mitteilendem Schweigens, sprich: Der Poesie des Unaussprechlichen. Die musikalische Grammatik und innere Architektur der Bewegung liegt jeder theatralischen Situation zugrunde. Diese Verbindung (zum Text) gilt es immer wieder zu finden, so dass eine Einheit zwischen Wort, Ort und der Bewegung während des Spiels entsteht und bezeugt wird.

„Die Liebe, die zuerst mich forschen liess, sie lieh mir Rat, ich lieh ihr meine Augen.“    Shakespeare: Romeo und Julia, 2. Aufzug, 2. Szene